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05.06.2023

Kinder befähigen, eigene Entscheidungen zu treffen

Wie in Einrichtungen der katholischen Kita IN gGmbH Demokratie im Kindergarten die frühkindliche Entwicklung fördert. Fotos Kath. Kita IN gGmbH/Vogl

Wie in Einrichtungen der katholischen Kita IN gGmbH Demokratie im Kindergarten die frühkindliche Entwicklung fördert. Fotos Kath. Kita IN gGmbH/Vogl

In der Kita St. Anton ist heute ein spannender Tag: die Vorschulkinder dürfen über ihre eigene Verabschiedungsfeier abstimmen – mittels Urnengang. Die Einführung demokratischer Entscheidungsprozesse in den Ingolstädter Kitas St. Anton, St. Anna und auch St. Martin in Greding gibt jedem Kind unabhängig vom Alter oder seinen Fähigkeiten eine Stimme. Dabei konnte das Kita-Team jeweils viele positive Entwicklungen bei den Kindern beobachten.  

In St. Anton haben die Vorschulkinder Bilder gemalt, die für verschiedene Entscheidungsoptionen bei ihrer Verabschiedungsfeier stehen. Einige Kinder wollen eine Bonbonmaschine, andere Tanzen oder Singen, leckeres Essen und Süßigkeiten. Um eine faire Entscheidung zu treffen, leitet Kita-Leiterin Martina Schinkel eine Kinderkonferenz, in der jede Option vorgestellt und diskutiert wurde. Später bekam jedes Kind zwei Muggelsteine als Stimmzettel und durfte in geheimer Wahl seine Stimme abgeben. Normalerweise werden die Wahlurnen in einem Nebenraum aufgestellt. Da schönes Wetter war und die Kinderkonferenz diesmal im Garten stattfindet, machten alle Kinder, die nicht dran sind, einfach die Augen zu.

Am Ende gibt es einen Gewinner: fast alle wollen leckeres, gesundes Essen mit einer Nachspeise. An zweiter Stelle kommen die gewünschten Süßigkeiten, danach das Tanzen. Singen scheidet aus. „Wir haben die Kinder auch bereits über viele andere Themen abstimmen lassen: über die Nutzung unserer Bau-Ecken, wie wir das Thema Fledermäuse behandeln wollen oder auch über unser Faschingsthema“, verrät Martina Schinkel.

In den täglichen Konferenzen haben die Kinder die Möglichkeit, Themen vorzubringen und über diese abzustimmen, die für sie relevant sind. Auch die Kindertagesstätte St. Martin in Greding und die Kindertagesstätte St. Anna in Ingolstadt haben positive Erfahrungen mit Kinderkonferenzen gemacht. Die Art der Abstimmung in den Kindertageseinrichtungen kann unterschiedlich sein, von der Verwendung von Karteikarten als Beschwerdemanagement bis hin zur Stimmabgabe mit Hilfe von Muggelsteinen. Unabhängig von der Methode vermittelt die Durchführung solcher Konferenzen den Kindern ein Gefühl der Eigenverantwortung und der Selbstbestimmung, ihre Sicht und Meinung ist gefragt.

In den Kindertagesstätten sind die Kinderkonferenzen nahtlos in den Tagesablauf integriert. Die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter bringen den Kindern eine Fülle wichtiger Themen nahe, wecken ihre Neugierde und regen sie zum kritischen Denken an. Das Kinderparlament in St. Anna hat inzwischen einen Reifegrad erreicht, der es ihm ermöglicht, selbständig Veranstaltungen wie Feste zu planen und durchzuführen. Kornelia Wachsmuth, die Leiterin von St. Anna, ist der festen Überzeugung, dass Kinder ein Recht auf Selbstbestimmung haben. Sie ist begeistert zu sehen, wie selbst die schüchternsten Kinder sich öffnen und im Laufe dieses Prozesses mehr Verantwortung übernehmen.

Martina Schinkel, Leiterin von St. Anton und Daniela Leibl, Leiterin der Kindertagesstätte in Greding, freuen sich über die spürbare Entwicklung, die sie bei den Kindern beobachten. Wie Martina Schinkel beobachtet, sind die Fortschritte im Selbstvertrauen spürbar und bedeutsam. Für Kornelia Wachsmuth ist das besonders wichtig, weil die Kinder dadurch lernen, sich durchzusetzen, für sich Grenzen zu setzen und für sich selbst und andere einstehen lernen.

Und auch die Kinder finden es gut, selbst bestimmen zu können. Luisa aus der Kita St. Anton ist sechs Jahre alt. Sie sagt: „Ich habe manchmal tolle Ideen. Die kann ich dann in die Kinderkonferenzen einbringen und umsetzen.“ Ähnlich sieht das Ferdinand, ebenfalls sechs Jahre alt, aus der Kita St. Anton: “Ich stimme gerne ab, weil ich dann Sachen machen kann, die mir gut gefallen. Ich finde es auch gut, dass die Kinder etwas bestimmen dürfen, und nicht immer die Erwachsenen.“