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23.08.2021

Noch immer die Ausnahme: männliche Erzieher in der Kita

Wildes Toben im Garten. Foto: Kath. Kita IN gGmbH/Vogl

Wildes Toben im Garten. Foto: Kath. Kita IN gGmbH/Vogl

Sie liebt ihren Beruf. Foto: Kath. Kita IN gGmbH/Vogl

Sie liebt ihren Beruf. Foto: Kath. Kita IN gGmbH/Vogl

Mit Herz und Leidenschaft Leiterin. Foto: Kath. Kita IN gGmbH/Vogl

Mit Herz und Leidenschaft Leiterin. Foto: Kath. Kita IN gGmbH/Vogl

Sie spielen mit Kindern Fußball, helfen ihnen beim Anziehen oder führen  ein Bastelprojekt durch: Kinderpfleger Marvin Weingart aus der Kita St. Rupert in Ingolstadt ist einer der wenigen männlichen Erziehungskräfte. Gerade männliche Pädagogen sind sehr gefragt.

Nach wie vor ist der Berufszweig eine Frauendomäne. Laut einer Statistik aus dem Jahr 2019  stellten Männer lediglich 4,4 Prozent des pädagogischen Kita-Personals in Bayern, wie das statistische Landesamt in Fürth mitteilte.  Die Träger legen allerdings Wert auf Männer im Team. Warum? Das erklärt Susanne Hehnen, pädagogische Leitung der katholischen Kita gGmbH, die Träger des Kindergartens St. Rupert ist.

Susanne Hehnen: „Nicht nur in der Pädagogik sondern in allen Berufen ist es von Vorteil, wenn der Beruf nicht von einer begrenzten Personengruppe ausgeübt wird. Auch für die Kita ist es ein Gewinn, wenn Kinder Frauen und Männern erfahren und erleben können. Kindheit in Deutschland ist oft sehr durch Frauen geprägt - die Mutter in Elternzeit, die Pädagogin in der Kita, die Lehrerin in der Grundschule. Um Leben in seiner Vielfalt erfahrbar zu machen und auch Rollenmodelle des eigenen Geschlechts zu erleben wären Männer in all diesen Bereichen - Elternzeit, Kita und Grundschule - eine Bereicherung für Kinder.“

Wenn Jungs ihren Schulabschluss haben, wollen sie meistens etwas Technisches machen, in den Verkauf gehen oder ins Handwerk. Als Marvin Weingart seinen Berufswunsch fasste, brauchte er ein bisschen Mut, als er Freunden erklären musste: Ich will Kinderpfleger werden. Zum Glück wurde der Berufswunsch im Freundeskreis „total positiv aufgenommen“, erinnert er sich. „Stark, das passt zu dir. Super, dass du sowas machst“, hieß es. Heute ist Marvin 25 Jahre alt und der einzige männliche Pädagoge im Team. Für ihn ist das selbstverständlich. Und für die Eltern auch. „Das ist hier in der Kita sehr positiv aufgenommen worden“, sagt Weingart. „Wow, wir haben einen Mann hier!“ hätte es öfter geheißen.

 „Ich wollte den Job machen, weil ich gerne mit Menschen in Kontakt bin und mit ihnen arbeite“, sagt Weingart. Er sieht seine Berufung in der Kita: „Ich denke, es ist sinnvoll, in die Zukunft zu investieren, nämlich in die Kinder. Jedes Wort prägt die Kinder, und die Kinder prägen mich durch ihr ehrliches und weltoffenes Denken“. Außerdem kann er in den Beruf seine Musikleidenschaft mit einbringen, wie er schmunzelnd verrät. Besonders gut angekommen sei bei den Kindern das gemeinsam entwickelte Musikprojekt mit einem Lied von Mark Forster, wie er sich erinnert.

Marvin Weingart ist bereits seit einigen Jahren als Pädagoge im Einsatz und stellt fest: „Da hat sich vieles gewaltig verändert.“ Früher sei Erzieher oder Kinderpfleger ein reiner Frauenberuf gewesen. „Mittlerweile hat der Beruf einen anderen Ruf als noch vor zehn Jahren. Es ist auch noch gar nicht so lange her, seit die Fachakademie Männer nimmt.“ Auch gäbe es immer mehr Eltern, denen wichtig sei, dass es männliche Bezugspersonen für ihre Kinder gibt.

Der Beruf hätte sich laut Weingart auch gehaltstechnisch verbessert. „Früher hieß es: davon kann ich keine Familie ernähren. Mittlerweile wurden die Grundtarife erhöht.“ Auch Susanne Hehnen blickt optimistisch in die Zukunft: „Hoffnung auf eine Weiterentwicklung unserer Anzahl männlicher Pädagogen machen uns ein paar männliche Praktikanten in unseren Kitas. Wir freuen uns darauf!“

„Die Kinder geben einem so viel zurück“

Auch Vera Sebald und Antonia Armstorfer haben sich für den Erzieherberuf entschieden.  Antonia Amstorfer ist mit 18 Jahren frisch in der Krippe Herz Jesu dabei. Vera Sebald ist die langjährige Leiterin der Kita St. Augustin und bereits seit 45 Jahren Erzieherin. Eine Sache haben beide Frauen auf alle Fälle gemeinsam: sie lieben ihren Beruf und würden ihn sofort wieder ergreifen.

„Ich wollte schon immer mit Kindern zusammen arbeiten“, sagt Antonia Armstorfer. „Das Schöne an dem Beruf ist für sie, „dass er so vielseitig ist und man ständig dazu lernt und herausgefordert wird. Die Kinder geben einem so viel zurück“  Als bereichernd empfindet sie auch, dass die Kinder sie als „wichtige Bezugsperson behandeln und mir vertrauen.“ Im Kita-Alltag hat Antonia Armstorfer „großen Spaß daran, die individuellen Charakter der Kinder kennen zu lernen und diese gezielt zu fördern.“ Es bereitet ihr Freude, dass sie die Kinder unterstützen kann.

Ähnlich sieht das auch Kita-Leitung Vera Sebald: „Der Beruf ist sehr vielseitig, spannend und abwechslungsreich. Kein Tag ist hier wie der andere. Man sieht bei den Kindern schnell Ergebnisse, wenn man sich ihnen widmet. Und man bekommt sehr viel von ihnen zurück. Der Austausch und der Kontakt mit jungen Familien ist für mich ebenfalls eine große Bereicherung.“

Vera Sebald würde jungen Menschen empfehlen, diesen Beruf zu ergreifen: „Es ist ein Beruf, bei dem man sehr viel bewirken kann, viel zurückbekommt, der sehr abwechslungsreich ist und der einen jung erhält. Jeden Tag erwarten einen neue, spannende Herausforderungen. Außerdem gibt es viele Aufstiegsmöglichkeiten. Auch wenn bei mir der Ruhestand schon in Sicht ist – es fällt mir schwer, diesen Beruf eines Tages loszulassen. Es ist so bereichernd und erfüllend.“