Zum Inhalt springen
02.03.2020

Als Quereinsteiger mit Berufsausbildung in den Kindergarten

Kindergartenleiterin Alexandra Seefried (li) wünscht sich Teilnehmerinnen und Teilnehmer an der Weiterbildung zur „Fachkraft mit besonderer Qualifikation in Kindertageseinrichtungen“. Foto: Kath. Kita IN gGmbH/Schödl

Kindergartenleiterin Alexandra Seefried (li) wünscht sich Teilnehmerinnen und Teilnehmer an der Weiterbildung zur „Fachkraft mit besonderer Qualifikation in Kindertageseinrichtungen“. Foto: Kath. Kita IN gGmbH/Schödl

„Es ist sinnvoll, sich bei der Personalsuche für Kindertageseinrichtungen breiter aufzustellen“, meint Susanne Hehnen, die pädagogische Leiterin der Katholischen Kindertageseinrichtungen Ingolstadt gGmbH (Kita gGmbH). Deshalb begrüßt sie den Vorstoß des Bayerischen Staatsministeriums für Familien, Arbeit und Soziales, neue Berufsgruppen für die Arbeit in Kitas zu gewinnen. Im Focus der Initiative steht das Weiterbildungsformat „Fachkraft mit besonderer Qualifikation für Kindertageseinrichtungen“, das ab März 2020 in seine zweite Pilotphase startet. Es richtet sich an Menschen, die bereits eine Lehre abgeschlossen haben und mindestens 25 Jahre alt sind.

Multiprofessionelles Team

„Es wäre ein Gewinn für unseren Kindergarten“, meint die Leiterin des Münsterkindergartens Alexandra Seefried, „wenn wir jemanden mit einem abgeschlossenen Beruf in unserem Team hätten.“ Beim Gedanken daran gerät die Erzieherin, die in ihrer Einrichtung aufgrund des Fachkräftemangels immer wieder mit Personalengpässen zu kämpfen hat, ins Schwärmen. „Wir haben einen Werkraum – wie sehr würde ein Schreiner mit seinen Fähigkeiten dort die Arbeit bereichern“. Im Rollenspiel- und Sprachraum könnte sie sich Theaterpädagog/innen, Bühnenbildner/innen oder Logopäd/innen vorstellen. Der Bauraum und das Forscherzimmer wären was für Naturwissenschaftler und Hauswirtschafter/innen oder Menschen mit Berufen aus dem Gesundheitsbereich könnten der Arbeit im hauseigenen Kinderrestaurant Impulse geben.

Duale Ausbildung

Der Weg zur „Fachkraft mit besonderer Qualifikation“ geht über eine 15-monatige berufsbegleitende Ausbildung und endet mit Facharbeit, Kolloquium sowie einer praktischen Prüfung. Voraussetzung für den Beginn der Weiterbildung ist die Zulassung bei einem der vier Bildungsanbieter in München, Hausham/Miesbach, Nürnberg oder Würzburg sowie ein Ausbildungsplatz bei einem Kindergartenträger. „In der Katholischen Kita gGmbH gibt es einige Einrichtungen, die diese Weiterbildung für Interessenten ermöglichen“, erklärt Geschäftsführer Markus Schweizer. Dabei ist die Bezahlung schon während des Lehrgangs nicht unerheblich, denn sie orientiert sich bereits dann am Gehalt einer Ergänzungskraft, nicht an der eines Auszubildenden.  

Ein vielseitiger Beruf

„Ich könnte mir vorstellen, dass sich Menschen für diesen Weg begeistern, die schon immer mit Kindern arbeiten wollten, aber vorher aus irgendwelchen Gründen eine andere Ausbildung gemacht haben“, meint Alexandra Seefried. Sie liebt ihren Beruf, liebt die Arbeit mit den Kindern und schätzt die Abwechslung. „Es ist so vielseitig.“ Mal stecke sie viel Zeit in pädagogische Einheiten, mal sei es ihre Aufgabe, die Gruppendynamik zu kanalisieren. Dann wieder gäbe es pflegerische Aufgaben oder ganz alltägliche Handgriffe, beispielsweise in der Küche. Einer „Fachkraft mit besonderer Qualifikation in Kindertageseinrichtungen“ würde – trotz ihrer vorherigen beruflichen Spezialisierung – diese große Bandbreite an Tätigkeiten im neuen Arbeitsbereich begegnen. Gleichzeitig würde sie mit ihren Kenntnissen das Angebot der Kita bereichern – zum Beispiel in Natur und Garten, Musik, Technik oder Kunst. „So was machen wir zwar auch“, sagt Seefried, „aber die können das. Deren Fachwissen haben wir nicht“.

Vorteile der neuen Ausbildung

Einen großen Vorteil des neuen Ausbildungsweges sieht Seefried in den geregelten Arbeitszeiten.
„Wir können unsere mit denen in Büros vergleichen“, meint sie. Andere Berufsgruppen, wie beispielsweise Logopäden oder Freiberufler, arbeiteten oft in familienunfreundlichen Randzeiten. Zudem sei die Weiterbildung nicht an eine Vollzeitstelle gebunden, was sie für Frauen und Wiedereinsteigerinnen interessant macht. Es müssten nämlich nur 50 Prozent der Regelarbeitszeit geleistet werden. Zudem gibt es Aufstiegsmöglichkeiten. Nach fünf Arbeitsjahren kann der Aufstieg zur „pädagogischen Fachkraft in Kindertageseinrichtungen“ erfolgen. „Es lohnt sich, sich zu öffnen, denn das bietet neue Möglichkeiten“, meint Seefried und denkt dabei nicht an die eigene Einrichtung, sondern auch an die Menschen, die über einen Berufswechsel nachdenken.

Zusatzinformation

Das Staatsministerium hat über die neue Weiterbildungsmöglichkeit „Fachkraft mit besonderer Qualifikation in Kindertageseinrichtungen“ Informationen auf der Homepage bereitgestellt. Hier gibt es auch eine Beispielsliste mit Berufen, die für sich besonders für diese Weiterbildung eignen.

Kursanbieter z. B.:
Hans-Weinberger-Akademie
Bildungswerk der Bayerischen Wirtschaft