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03.05.2018

Lossausen mit Lizenz - Kinder der Krippe St. Anton machen Bobby-Car-Führerschein

„Rote Ampel, du bleibst stehen!“ – Das müssen die Bobby Cars-Fahrschüler bei der praktischen Prüfung wissen. Foto: Kath. Kita IN gGmbH/Schödl

Gut vorbereitet und mit viel Elan gehen die Kinder der Katholischen Krippe St. Anton zur Bobby-Cars-Fahrprüfung. „Rote Ampel, du bleibst stehen!“ – Das müssen die Bobby Cars-Fahrschüler bei der praktischen Prüfung wissen. Foto: Kath. Kita IN gGmbH/Schödl

Mit einem vielstimmigen Hupkonzert beginnt die Führerscheinprüfung. Das ist ungewöhnlich, aber nicht so ungewöhnlich wie der Verkehrscheck selbst. Kinder im Alter von zweieinhalb bis drei Jahren treten zur Prüfung an. Das hat auch Fahrlehrer Jürgen Ketzler von der Schanzer Fahrschule in seiner 33-jährigen Berufslaufbahn noch nicht erlebt. Umso beherzter greifen er und seine Kollegin Corinna Bauch zu, wenn es darum geht, das Gefährt der Kids - das eigene Bobby-Car - vor dem Prüfungsbeginn noch spielerisch aufzutanken.

Dreijährige Fahrschüler

Kinderpflegerin Sabine Ganther von der Kinderkrippe St. Anton der Katholischen Kindertageseinrichtungen Ingolstadt gGmbH hatte die Idee zu dem ungewöhnlichen Führerschein. „Auf unserem Flur geht es manchmal richtig heftig zu, wenn die Kinder mit ihren Bobby-Cars auf und ab sausen“, sagte sie. „Da ist es gut, wenn sie wissen, was man im Straßenverkehr beachten muss.“ Aus diesem Grund kam ihr im vergangenen Jahr die Idee zu dieser ungewöhnlichen Verkehrserziehung. Die Kinder sollten lernen, was die Farben der Ampel bedeuten und wie man sich bei einem Zebrastreifen verhält. Auch die wichtigsten Verkehrszeichen wie das Stop-Schild, das Schild „Durchfahrt verboten“ oder das blaue „Fahrradweg“-Symbol stehen auf dem „Lehrplan“.
„Am beliebtesten bei den Kindern ist das ‚Parken verboten‘-Schild“, erzählt Ganther. Schon einige Eltern hätten berichtet, dass sie nun von ihren knapp Dreijährigen auf die Verkehrsregeln hingewiesen würden. „Du darfst da nicht parken!“

Theorie und Praxis spielerisch geübt

Seit Februar übt die Kinderpflegerin gemeinsam mit ihrer Kollegin Michaela Plomitzer mit elf Kindern das geordnete Bobby-Car fahren. „Am Anfang haben wir mit einem Ausflug zur Münchner Straße begonnen“, erklärt Plomitzer. „Dort haben wir uns hingesetzt und beobachtet, welche Fahrzeuge sich auf der Straße bewegen und wie sie sich verhalten.“ Dann erst ging es in die praktische und theoretische Übung. Dafür wurden im Flur der Krippe zwei Kreisverkehre aufgezeichnet, Parkplatzschilder aufgestellt und Zebrastreifen vor den Zimmertüren aufgemalt. Nach gut acht Wochen praktischem und theoretischem Training sind die Kinder fit: „Rotes Männchen, du bleibst stehen, grünes Männchen, du kannst gehen“, zitiert der aufgeweckte Luis den gelernten Ampelvers. Alle Kinder haben die theoretische Prüfung bereits bestanden.

Ein kreativ gestalteter Parcours

Der Parcours für den praktischen Teil, der im gepflasterten Vorgarten der Krippe aufgebaut ist, besteht aus einer langen geraden Strecke mit Zebrastreifen und einer Ampel. Um der Prüfung einen offiziellen Charakter zu geben, hat Sabine Ganther die Schanzer Fahrschule als Kooperationspartner gewonnen. „Ich habe sie über Facebook angeschrieben und sie waren gleich mit dabei!“, erzählt sie. So achten nun Fahrlehrer Jürgen Ketzler und seine Kollegin Corinna Bauch, darauf, dass die Kleinen jeweils zu zweit die Strecke gut absolvieren. „Halt“ - da steht eine Fußgängerin am Zebrastreifen. Erst wenn sie die Straße passiert hat, rollen die Kids mit ihren Bobby-Cars weiter. Sogleich kommt der nächste Stopp: eine rote Ampel. Erst bei Grün geht es weiter. Nach einer beherzten Fahrt durch die Waschstraße – einen umfunktionierten Wäscheständer mit Stoffstreifen – geht es ohne Tempolimit zurück zu den anderen.

Frühe Verkehrserziehung

Fahrlehrer Jürgen Ketzler ist begeistert, wie gut die Kinder das meistern. Er findet die Idee gut, schon bei den Kleinen mit der Verkehrserziehung anzufangen. Durch das Medienverhalten der Kids sei inzwischen viel Wissen verlorengegangen. „Früher haben die Kinder ihre Eltern beim Autofahren beobachtet. Wie verhält sich der Papa beim Abbiegen, wer hat Vorfahrt“, meint er. „Heute sind die Jugendlichen viel zu sehr mit ihren Handys beschäftigt. Sie bekommen vom Straßenverkehr gar nichts mehr mit. Wenn das Auto stoppt, schauen sie kurz auf: Hoppla, ich bin ja schon da.“

Auch für die Kinderkrippe St. Anton bringt der Bobby-Car-Führerschein einen Vorteil, weiß Leiterin Stefanie Schmidt. „Es geht geordneter zu.“ Tatsächlich holen sich die Großen erst ihre Führerscheinkarte und knipsen sie sich an den Pullover, bevor sie mit ihrem Bobby-Car lossausen. „Die Kleinen können das natürlich noch nicht“, meint sie. Als die Kinder am Ende der Fahrprüfung eine Urkunde und eine Führerscheinkarte bekommen, sind sie mächtig stolz. „Zebrastreifen, Zebrastreifen, manche werden‘s nie begreifen … doch ich weiß Bescheid“, singen sie.