Eine helfende Hand haben seit März neun Einrichtungen der Katholischen Kindertageseinrichtungen Ingolstadt gGmbH (Kath. Kita IN GmbH). Karolin Gerhard ist eine von bayernweit 82 Pädagogischen Qualitätsbegleitungen (PQB), die in einem Modellversuch des Staatsinstituts für Frühpädagogik (ifp) Kita-Mitarbeiter-Teams individuell beraten. Im Fokus steht dabei die Fachkraft-Kind-Interaktion. Finanziert wird das Projekt vom Bayerischen Familienministerium.

„Veränderungsprozesse brauchen Vertrauen und Zeit“, davon ist Karolin Gerhard überzeugt.
Dieses Vertrauen schenken der 30-Jährigen seit Frühjahr dieses Jahres Mitarbeiterinnen aus neun Einrichtungen der Kath. Kita IN GmbH. Auf Haltungen wie „Das haben wir immer schon so gemacht, das machen wir weiter so“, stößt sie dabei nicht.

Die pädagogischen Mitarbeiterinnen seien „offene Teammitglieder, die sich auf das Abenteuer PQB einlassen“, erzählt die ausgebildete Erzieherin und studierte Kindheitspädagogin, die ihren Sitz im Referat Kindertageseinrichtungen der Caritas in der Diözese Eichstätt hat.  Die Schulung zur Qualitätsbegleitung absolvierte sie im vergangenen Jahr im Staatsinstitut für Frühpädagogik in München. Die Institution nennt auch den Grund für die Einführung des Modellversuchs PQB: „Für eine weitere Professionalisierung des frühpädagogischen Feldes ist eine systematische Qualitätssicherung- und entwicklung unabdinglich.“
Das ifp wird in der kommenden Zeit auch Netzwerktreffen organisieren, bei denen sich  Karolin Gerhard in Zukunft regelmäßig mit ihren PQB-Kollegen aus ganz Bayern austauschen wird.

Aber was unterscheidet nun die PQB, die bestehende Unterstützungssysteme ergänzt, zu einer Fachberatung oder einer Erzieherfortbildung?
PQB begleitet ausschließlich die pädagogische Arbeit. Bei organisatorischen Themen hilft die Fachberatung. Erzieherfortbildungen sind trotzdem nötig. Die PQB kann auch bei der Umsetzung von Fortbildungsinhalten im Praxisalltag unterstützen.
Bei PQB begleitet Karolin Gerhard die teilnehmenden Einrichtungen vier Jahre lang kontinuierlich. Wie häufig Treffen stattfinden, entscheidet die Qualitätsbegleiterin gemeinsam mit dem Team. Je nach Prozess kann das im Abstand von vier Wochen sein. Wenn die Einrichtung vereinbarte Veränderungen umsetzt, kann der Abstand auch mehrere Monate betragen. Karolin Gerhard führt Teamberatungen durch oder hospitiert direkt in den  Gruppen. Dort beobachtet sie das Geschehen entweder allgemein oder nimmt konkrete Projektvorgänge in Augenschein, wie zum Beispiel den Ablauf des Mittagessens oder Freispielkonzepte. Anschließend gibt sie den Mitarbeiterinnen Feedback zu dem, was sie beobachtet hat. Für diesen Ablauf möchte Gerhard sogar noch eine extra Fortbildung machen. „Dort lerne ich die videounterstütze Beobachtungsweise“, erzählt sie.

Bei den Teamberatungen kommen die Themen zur Sprache, die in den jeweiligen Einrichtungen weiterentwickelt  werden und für die Gerhard dann ein stimmiges Konzept mit den Mitarbeiterinnen erarbeitet. Am Anfang standen Aufgaben auf der Agenda, die gut umzusetzen waren. „Die Änderung des Mittagessenablaufs ist ein Punkt, der überzeugt. Da stellt sich schnell ein positiver Effekt ein und damit kann man die Mitarbeiter begeistern und sie motivieren.“
 Herausfordernder werde es bei Themen wie die vollständige Partizipation der Kinder oder gruppenübergreifende Raumkonzepte.

„Frau Gerhard lehrt sanft und mit viel Charme, damit die Leute bereit sind, den Weg mitzugehen“, lobt Markus Schweizer, Geschäftsführer der Kath. Kita IN GmbH. „Sie nimmt ihnen auf ganz besondere Weise, die Angst vor Veränderung.“
Karolin Gerhard hilft den Teams, traditionelle Einstellungen zu reflektieren und bringt ihnen bei, konkrete Ziele zu benennen, um sie dahin zubringen, bei Umsetzungen selbstständiger zu werden.
Manchmal gäbe es das Problem, dass Mitarbeiterteams kein Herz und eine Seele sind. Auch da wirkt Karolin Gerhard vermittelnd und beistehend. Denn Ziel von PQB ist auch, dass Teams noch stärker zusammenwachsen und sich als Gemeinschaft erleben, die an einem Strang zieht.

Regina Faltermeier, Leiterin des Kindergartens St. Salvator in Unsernherrn, hat nur lobende Worte für die Qualitätsbegleitung. Sie empfindet diese Maßnahme keineswegs als Kontrolle, sondern als richtigen Luxus: „Bei einer Fortbildung ist man eine unter vielen. Man kommt sehr motiviert zurück und will viel verändern, aber oft holt einen der Alltag ein und man bleibt nicht dran. Bei PQB hat man seinen individuellen Coach, der einen über einen langen Zeitraum begleitet. Der einen strukturiert, seine Gedanken sortiert, bei der Umsetzung unterstützt und einen bei Durststrecken motiviert.“
Das sei fast so wie beim Lernen eines Musikinstruments.