In den letzten Jahren hat der Boys' and Girls' Day eine wichtige Rolle dabei gespielt, traditionelle Geschlechterstereotypen in der Berufswelt zu hinterfragen. Er bietet jungen Menschen die Möglichkeit, Karrierewege zu erkunden, die vielleicht nicht mit den gesellschaftlichen Erwartungen übereinstimmen. In vielen Kindertagesstätten hatten Jungen beispielsweise die Möglichkeit, Einblicke in die vielfältigen und anspruchsvollen Aufgaben von Erzieherinnen und Erziehern zu gewinnen. Der Kindergarten St. Josef in Lenting gehörte zu den Einrichtungen, die drei Jungen eine Plattform boten, um Erfahrungen zu sammeln und ihre Perspektiven zu teilen.

Tobias aus Appertshofen, Raphael aus Kösching und Anton aus Lenting - drei interessierte Jungs im Alter von 14 und 15 Jahren wollten am diesjährigen „Boys‘Day“ in der katholischen Kita St. Josef einen Eindruck vom Beruf des Erziehers bekommen. Pünktlich um 8 Uhr starteten alle gemeinsam in den Tag. Für die Kindergartenkinder von St. Josef war der Besuch zunächst eine Überraschung. Tobias berichtet: „Am Anfang waren die Kinder noch etwas zurückhaltend. Als wir angefangen haben, Uno zu spielen, war das Eis gebrochen, und auf einmal waren alle Kinder da.“

Die Kindergartenkinder waren begeistert, die Jungen den ganzen Tag über als „Spielkameraden“ zu haben und ihre Welt mit ihnen zu teilen. Die Jungen waren von Anfang an voll dabei: Tobias gefiel der Morgentreff auf der Piazza zum Auftakt des Tages. Anton beteiligte sich an Spielen und las den Kindern vor, während Raphael den Eifer der Kinder beobachtete, Kontakte mit ihm zu knüpfen.

Anton, Raphael und Tobias waren aus verschiedenen Gründen motiviert, am Boys' Day in der Kita teilzunehmen. Anton freute sich, den Kindergarten aus seiner eigenen Kindheit wiederzusehen. „Darum wollte ich gerne nochmal kommen“, sagte er. Raphael hat seine Lehrerin Frau Braun auf die Idee gebracht, am Boys‘ Day in die Kita zu kommen. Während Tobias, der bereits Erfahrungen im Verkauf und in der Altenpflege gesammelt hatte, einen Einblick in die Arbeit mit jungen Menschen gewinnen wollte.

Was war es denn, was die drei allgemein zur Teilnahme am Boys’Day motivierte? „Ich wollte gerne mal einen Einblick ins Berufsleben kriegen“, sagte Raphael. Bis 16 Uhr erhielten die Jungen diesen Einblick und verbrachten ihre Zeit mit den Kita- und Krippenkindern: Ob beim gemeinsamen Rutschen, Sandkastenspiel oder als Hilfestellung beim An- und Ausziehen wurden die Schüler von den Kindern freudig in Anspruch genommen Am Ende äußerte Tobias Interesse an einem Praktikum in der Kindertagesstätte. Worauf die Leiterin Sabrina Neumüller begeistert antwortete: „Gerne, jederzeit.“

Zum Abschluss bedankte sich die Kita-Leitung bei den drei Jungen für ihre Unterstützung, ihr Interesse und ihre Motivation. Neumüller erklärte: „Sie haben unsere Kita an diesem Tag bereichert, und das Team und die Kinder freuen sich darauf, sie wiederzusehen.“ Die Kindertagesstätte St. Josef ist mit männlichen Betreuern, darunter ein fest angestellter Erzieher, männliche Praktikanten und Individualbegleiter, relativ gut ausgestattet. Ein Besuch von Schülern ist jedoch immer etwas Besonderes.

Sabrina Neumüller bemerkte: „Die Kinder springen auf Jungs in dem Alter total an.“ Und auch den Jungs tut so eine Erfahrung gut, ist sich die Kita-Leiterin sicher: „Gerade bei den Supercoolen ist es wichtig, dass dieses Klischee aufbricht. Und dass man in sich reinspürt: vielleicht suche ich mir doch nicht den standardisierten Weg eines Mannes.“ Auch Markus Schweizer, Trägervertreter der katholischen Kita IN gGmbH, betont den Wert des Angebots: „Der Boys' Day in der Kita bietet interessierten Jungen einen Einblick in die vielfältigen und anspruchsvollen Aufgaben von Erziehern. Männliche Betreuer bringen ein erweitertes Angebot an Spiel- und Bewegungsaktivitäten mit, was einen möglichen Mangel an männlichen Bezugspersonen in der Familie ausgleichen kann und sich positiv auf aggressives und gewalttätiges Verhalten, insbesondere bei Jungen, auswirkt.“